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(Politische) Kindheitserinnerungen - Folge 3
prosa [ ]
À la Sozialismusaufbau 1947 – 1950 - von Valentin Tascu [valentintascu ]
Serien: Ãœbersetzungen

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von [Delagiarmata ]

2008-09-09  |   

zum Originaltext  | 



Vater sagte, dass er einer der besten Tunnelbauer im Lande war. Er besuchte die Schule für Wege und Brückenbau in Bukarest, mit wenigen Absolventen, aber von großer Klasse, er machte eine Traumstudienzeit in Klein-Paris und gleich nach dem Abschluss bekam er fabulöse Gehälter. Obwohl er durch das Erbe die Schule bekam, war Großvaters Vermögen doch nach mazedonischer Tradition nur dem Erstgeborenen zugefallen (die anderen drei Jünglinge, Ãœberlebende der 14 Kinder des Helden von 1877, Tănase Taşcu, von denen einer Händler, ein anderer Flieger und Vater Ingenieur war); in nur einigen Jahren stellte er einige großartige Häuser in eine Hauptstraße von Buzău, die Stadt der Familie, mit Möbeln aus Cordoba-Leder, mit französischer Bibliothek (mir blieb nur ein herrlicher Larousse von 1905, auch in rotes Cordoba-Leder gekleidet, den mir mein Sohn Bogdan konfisziert hat), mit Koch, Personenwagen und Chauffeur und deutschem Kindermädchen für meinen Bruder LaurenÈ›iu (der zuerst Deutsch und dann Rumänisch sprach), all das aus seiner Arbeit, hervorragend entlohnt vom bürgerlich-gutsherrlichen Staat. Von ungefähr 40.000 Lei monatlich sprach Vater, während das Fleisch 10 Lei pro Kilo war und das Ei 50 Bani. Er erzählte noch, dass er, nachdem er das Haus auf den Punkt gebracht hatte, nachdem er sich ein teures Auto und das Motorrad mit Beiwagen zugelegt hatte, kaum noch 10 – 12 Tausend monatlich ausgeben konnte, zusammen mit den Gehältern der Bediensteten. So dass er immer wieder auf der Bank angelegt hat und in einem Jahrzehnt über 2 Millionen Lei gespart hatte, Geld, mit dem er in Buzău eine ... Straße zu kaufen gedachte, der er den Namen Taşcu geben wollte. Nur dass, im Einklang mit dem Familienschicksal des Scheiterns, über das ich in meinem hervorragenden Roman „Miluta“, den kaum jemand gelesen hat, schrieb, die Krise kam, dann der Krieg und die Inflation, und zum Schluss kaufte er sich mit der riesigen Summe gerade mal drei Anzüge, allerdings aus englischem Stoff, die ich nach ca. 20 Jahren auch trug.

Andererseits, so gut er auch bezahlt wurde, war er unbestechlich. Er erzählte, dass, während er als Topograph einige Eisenbahnlinien über die Ebenen des Vaterlandes zog, Eigentümer zu ihm kamen, die von der Perspektive der Fahrt eines Feuerrosses über ihre Güter nicht sonderlich erbaut waren, und versuchten, ihn zu bestechen, damit er die Streckenführung mit einigen Umwegen projektieren möge, also er sollte den Staat zu ihren persönlichen Vorteilen schädigen. Sie boten ihm eine Geldsumme an, die kleiner als ein Monatsgehalt war. Vater brach in Lachen aus und verlangte spöttelnd eine immense Summe, von der er wusste, dass sie die nicht zahlen konnten. Und es blieb so, wie Vater es beschlossen hatte. Jetzt sollt ihr aber nicht glauben, dass jeder Rumäne auch Mazedonier ist. Berühmt blieb aus jener Zeit eine Geschichte mit einem Minister der königlichen Domäne, ein Constantinescu, genannt Schwein (er hat seinen Spitznamen in Berühmtheit verwandelt, wie Alexandri sagte). Warum? Ihr werdet gleich sehen, warum. Es kamen wie zu Vater auch zu ihm eine Gruppe jüdischer Geschäftsleute, die ihm vorschlugen, er möge ihnen die Konzession erteilen, illegal, natürlich, zum Bewirtschaften einiger tausend Hektar aus dem regalen Besitz in den Wäldern Vlăsie. Sie sagten ihm: „Tun Sie das, Herr Minister, und sie haben von uns 2 Millionen Lei (eine immense Summe zu jener Zeit, ungefähr wie viel Vater in einem Jahrzehnt gespart hatte) und wir versichern Ihnen, dass niemand etwas erfahren wird.“ (So war es auch, weil die Juden hielten ihr Wort). Constantinescu, das Schwein, schaute sie lange an und entgegnete ihnen: „Schaut her, Ihr gibt 5 Millionen und könnt es erzählen, wem Ihr wollt.“ „Typisch rumänisch“, wie das Kindermädchen meines Bruders sagen würde. Aber kommen wir zu unseren Tunnels zurück (mit allen ihren Leuchtchen).

Als Tunnelkonstrukteur baute Vater um 1941 die Doppelröhre des Tunnels von Predeal, für die er (wir haben ein Foto, das wir während des Securitateterrors gut versteckt hatten) vom Verkehrsminister der Legionäre beglückwünscht wurde. Entweder diesen oder einen anderen, ihn schätzend, hat er ihn als seinen Stellvertreter anvisiert. Wieder hatte Vater Glück: Der Minister war wirklich ein Rumäne und aus Sympathie stichelte er an Vater herum, wann immer er die Gelegenheit hatte, ihn nach bestem balkanischem Hausgebrauch als einen zukünftigen Nachttopfträger sehend. Vater hat die allzu lieblichen dâmbovizenen* Grobheiten nicht besonders gut vertragen und bei einer Gelegenheit den generösen Minister kurzerhand in dessen Mutterschoß geschickt. Klar, mit den guten Karten war es ab sofort vorbei. Das Endergebnis: Der Legionärsminister saß im Gefängnis, wie es Vater als dessen Vize auch ergangen wäre. Er ist aber davongekommen und auf die nationale Jugendbaustelle Salva-Vişeu „geflüchtet“. Hier hat man ihm schnell den Auftrag erteilt, einen langen Tunnel zu bauen. Vater hat sich mit Gründlichkeit der Sache angenommen, hat die Pläne entworfen, dann die Erhebungen im Terrain vorgenommen, hat die Pfähle geschlagen und sich ans Ausgraben gemacht. Er ahnte nicht, dass andere im Bewusstsein gruben, während er mit den armen oschener* Taglöhnern im Felsen grub. Eines Tages stellte sich eine Kommission Aktivisten vom Zentrum vor, sich überall auskennend, aber mit Sicherheit nicht an Tunnels, und „studierten“ mit gestrengen Blicken, die gut das Verstehen der Pläne mimen konnten, die Baupläne, um nach einer tiefschürfenden Analyse Vater die entscheidende Prüfungsfrage zu stellen: „Und wann gedenken Sie, Genosse Ingenieur, den Tunnel seiner Nutzung zu übergeben?“ Das war zu Beginn des Jahres 1947. Vater hat eine Weile überlegt: Die Pläne sahen den Fertigstellungstermin für das Jahresende vor, aber weil er erkannte, wie weit das Fachverständnis der Führer reichte, erwiderte er mit einigem Zweifel in der Stimme: „Zu Ehren des 7. November!“ – ein wichtiges Datum zu jener Zeit, da man die Große Oktoberrevolution ehrte, die, schau her, im November stattgefunden hatte. Die Genossen haben aufmerksam zugehört, Planungskenntnisse vortäuschend, noch einmal nachgeschaut und dann entschieden: „Genosse, wir sagen, sie sollen zu Ehren des 23. August fertig sein!“ Vater, unvorsichtig, obwohl er sich der Lage bewusst war – er hatte sowieso schon mit dem 7. November übertrieben -, sagte: „Das geht nicht.“ Die Genossen runzelten die Stirn. Dann erdreiste sich ein Meister, einer von Vaters Leuten mit höchstens 7 Klassen, und sagte: „Genossen, wenn der Genosse Ingenieur das ablehnt, verpflichte ich mich, den Tunnel zu Ehren des 23. August fertig zu stellen!“ Meister Tănase, ein Vertrauensmann der Partei, hatte schnell überlegt, dass er sich durchschlagen würde, wusste er doch, dass Vaters Pläne einwandfrei waren. Die Genossen dachten eine Weile nach, nahmen dann mit einer revolutionären Geste die Pläne, die vor Vater lagen, und legten sie in die Hände des Meisters, dann schauten sie Vater lange und vorwurfsvoll an und gingen ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Die Folge war zum ohnmächtig werden: Der Meister hat sich nicht so gut durchgeschlagen, wie er es selbst erwartet hatte. Vater hat natürlich seinen Aufgabenbereich eingeschränkt und spielte den Gleichgültigen (er war immerhin beleidigt). Tănase aber war weit davon entfernt, den Tunnel termingerecht zu übergeben. Weder zu Ehren des 23. August noch zu Ehren des 7. November, auch nicht zum Jahresende, ja mehr noch, die an zwei Enden begonnenen Bohrungen trafen sich nicht, stellte man am vorgesehenen Treffpunkt fest; man wurde also gewahr, dass statt eines Tunnels zwei vorhanden waren. In der Verzweiflung ward Vater zurückgerufen, der durch einen technischen Eingriff eine Verbindung der zwei Bohrungen herbeiführte, so dass man in dem betreffenden Tunnel auch heute noch die komische Unebenheit spürt. Die Arbeit wurde trotzdem mit viel Tamtam und ideologischen Fanfaren eingeweiht, wenn auch zu Ehren des 23. August des folgenden Jahres. Das Resultat: In Vaters Dossier blieb eine Verweigerung zum Aufbau des Sozialismus und im Dossier Tănases blieb vermerkt, dass er sich ein Arbeiterengagement von großer Bedeutung genommen hatte. Vater hatte zu leiden, bis er sogar aus der Partei ausgeschlossen wurde, während Tănase, auch weiterhin mit Meisterstudien, Generaldirektor im Transportministerium wurde, natürlich Vaters Chef. Das war die Situation: Wenn du nicht lügen konntest, warst du ein verlorener Mensch. Ich habe ihn mal gefragt, warum er nicht mit Lügen denken konnte. Er hob die Schultern - er hatte kein Talent, er war nur gebildet.

[Ãœbersetzt von Anton Potche]


Worterklärungen*: dâmbovizenen = Anspielung auf unrühmliche, lokalkolorierte Gepflogenheiten; DâmboviÈ›a ist ein Fluss, der durch Bukarest fließt; â liest man als stark nasaliertes i und È› = z// oschener = kommt von oşeni (ş = sch, i wird nicht gelesen, sondern dient als Mehrzahlerkennung), eine rumänische Volksgruppe in den Westkarpaten

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