agonia
english

v3
 

Agonia.Net | Policy | Mission Contact | Participate
poezii poezii poezii poezii poezii
poezii
armana Poezii, Poezie deutsch Poezii, Poezie english Poezii, Poezie espanol Poezii, Poezie francais Poezii, Poezie italiano Poezii, Poezie japanese Poezii, Poezie portugues Poezii, Poezie romana Poezii, Poezie russkaia Poezii, Poezie

Article Communities Contest Essay Multimedia Personals Poetry Press Prose _QUOTE Screenplay Special

Poezii Românesti - Romanian Poetry

poezii


 
Texts by the same author


Translations of this text
0

 Members comments


print e-mail
Views: 1752 .



Bei der Granatapfelernte in Rahova – 32
prose [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 - 2014)
Compilation: Ãœbersetzungen

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
by [Delagiarmata ]

2021-11-19  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Ãœber Sommer und Ferien in Bukarest - Teil 3

Die Sommerferien war für die Stadtkinder ein wahrer Segen. Eine unsichtbare Tür ermöglichte uns den Zutritt in andere Welten. Die Eltern verteilten uns nach Möglichkeit in alle Richtungen. Wer Großeltern hatte, machte sich mit einem kleinen orangenen Koffer, der aussah, als hätte er die Windbocken gehabt, auf den Weg zum Nordbahnhof, stieg in einem Heidenlärm, der heute wegen seiner Lautstärke von der EU beanstandet würde, in einen der vielen Züge mit vor Freude, alles zurückzulassen, verzückten Gesichtszügen: Eltern, Verpflichtungen und besonders die geschlossenen Räume der Stadt, die sich in der unbeschreiblichen Hitze Bukarests selbst zermalmten.

Erinnern wir uns, dass es nicht so viele „kleine Autos“ gab; dass Dacia der einzige Pkw im Besitz der Wenigen war, die ihn als eine Gabe Gottes betrachteten und ihn, wenn es möglich gewesen wäre, mit ins Haus genommen hätten. Aber das Haus war nicht Haus, es war ein „wir haben uns Block genommen“, so dass die Leute das Fahrzeug nur mit Geschick zwischen Kindergärten und Wänden parken konnten. Diese Dacias spendeten auch oft den Hunden und Katzen Schatten. Wo wurde er von ihnen mehr bewundert als in den Bukarester Straßen. Es war die Zeit, als der Dacia auch die Dörfer erreichte, aus denen die jetzigen Besitzer vor vielen Jahren herkamen. Ich glaube, die schönsten Momente im Leben eines Dacia ergaben sich, wenn das Gefährt sich „mit allem für alle“ füllte: viele Kartoffel, Schilfkörbe gefüllt mit Zwiebeln, Eier, grüne Essigtomaten, Gurken, und im Herbst - das war bekannt - Schnaps, Wein und Most. So konnte er endlich beruhigt wieder die löchrigen Dorfstraßen, an die sich eigentlich kein Dacia erinnern wollte, verlassen und in die guten Straßen der Hauptstadt zurückkehren.

Ich muss nicht beschreiben, wie man damals zu einem Führerschein kam oder wie groß die Abstände zwischen den Autos waren und auch nichts über die damaligen Parkverhältnisse. Platz war genug, Autos waren keine, Geld war keins, Genehmigungen gab es keine! Zum Bahnhof fuhr man zu Beginn des Sommers auch mit der Straßenbahn, aber die mit Glück und vielen Großeltern wurden aus den Vierteln der Stadt mit einem der wenigen „Taximetern“ gebracht. Andere, die nur wenige Straßen weiter wohnten, gingen mit dem Wägelchen, und die, die „aufs Land“ zogen, also in die um Bukarest liegenden Dörfer, fuhren mit den Pferdewagen. Wer ein Pferd und einen Wagen hatte, war ein sesshafter Bauer, respektiert und in den 80er Jahren ohne größere Entbehrungen.

Man fuhr in großem Stil weg. Alle flüchteten vor den Sommern, die sich wie ein Fischernetz über die, einem zu engen und eleganten Schuh für müde Beine ähnelnde Metropole senkten; vor dem Sich-die-Füße-in-den-Leib-Stehen in den Haltestellen, wo eine bessere Sozialisierung stattfand als heute in den Pubs; vor den in der Kindheit noch etwas kürzeren Schlangen, die dann auch immer mehr in die Länge wuchsen, wie wir auch immer größer wurden und uns nicht mehr mit einem Cișmigiu-Eis begnügten oder mit einer Rom-Schokolade zu 1,50 Lei.

Ich erinnere mich, als ich größer war, so in der 9. Klasse, wie ich täglich von Sinaia bis zum Kreuz aufstieg, manchmal zu Fuß auf den Waldwegen, ein anderes Mal mit der Seilbahn, allein. Nur wenige Menschen benutzten die Seilbahn. Einige Großmütter mit ihren Enkeln oder Studenten, die dann in den Bergen wanderten, vorbei am Babele* zum Omul* und noch weiter. Vater arbeitete in jenen Sommern am Kastell Peleș. Genosse Ceaușescu hatte angeordnet, das Schloss von den Stromwerken der Stadt Sinaia abzukoppeln und an eine eigene Anlage anzuschließen, natürlich, um nicht mehr an den Abenden zu leiden, an denen das ganze Land ohne Licht und Wärme romantisch lebte. Nein, absolut war die Finsternis nicht, immerhin war zwei Stunden lang überall Strom. Und an anderen zwei Stunden gab es Gas, auch überall. Ansonsten gab es nicht einmal im Luxushotel „Berlin“ Gas und alle Kellner warteten mehr oder weniger eingehüllt auf das, was da kommen würde: Strom oder Gas.

Wundert euch nicht, wir hatten zwei Stunden lang Fernsehen, Aragaz* und die Chance, alles Mögliche aufzuwärmen. Es wurde überhaupt nicht unterschieden zwischen Eigentumswohnungen, Krankenhäusern oder Neugeborenen. Alles musste innerhalb von zwei Stunden morgens und zwei Stunden abends erledigt werden, sonst gingen wir wie auf Watte.

Ja, und auf der Straße gab es keine Reklame, keine Ampeln und irgendwo sah man zwei Busscheinwerfer oder auf der Măgurele-Chaussee konnten es die Augen der Hunde sein, die sich an deine Fersen geheftet hatten. Ich erinnere mich noch, wie ich mich fragte, ob die sich nach mir hielten, damit ich ihnen den Weg zeige oder ob sie mich bewachen wollten … Abends bellten nicht einmal mehr die Hunde und ich glaube, die Menschen haben viele Erinnerungen an jene ausgehenden 70er und beginnenden 80er Jahre.

Damals haben wir bei Kerzenschein oder mit der Taschenlampe unter der Decke gelesen. Mutter hatte Respekt vor den Kerzen: Sie waren ihr nicht geheuer, erinnerten sie doch an die Toten, und der Rauch, sagte sie, schwärzt die Zimmerdecke, und dazu konnte auch noch ein Feuer ausbrechen, wenn sie umfielen.

Die bedauernswerte Mutter blieb auch in Deutschland so, mit einer großen Angst vor Kerzen, die nach ihrer Meinung exklusiv nur bei Toten oder Tannenbäumen eine Existenzberechtigung hatten … oder bei Stromausfall. Sie hat nur selten deutsche, von der Kirche bekannte Familien besucht und sich dabei sehr gewundert, wie überall Dekorationskerzen brannten. Hier zündet jeder beim Nachmittagskaffee eine Kerze an, ohne einen triftigen Grund, nur so, der Romantik zuliebe.

Hier haben die Kerzen nur an Weihnachten einen Sinn und stehen am Ehrenplatz in der Tischmitte. Der Tannenbaum duftet nach einem Spray, er ist aus Kunststoff. Die Kerzen sind elektrische Glühbirnchen, die auf der Spitze nicht mehr einen Engel haben, sondern eine Art deformierten Globus. Der Goldfaden ist aus Plastik, damit er lange hält, und die unter den Baum gelegten Früchte haben keinen Geruch. Meine Glücksgefühle stellen sich in dem Augenblick ein, wenn ich die Augen schließe und den Film „des schönen Zimmers“ auflege …

[aus dem Rumänischen von Anton Potche]


*Worterklärungen
- Aragaz = Gasofen mit Gasflasche (rum.: butelie)


.  | index








 
shim Home of Literature, Poetry and Culture. Write and enjoy articles, essays, prose, classic poetry and contests. shim
shim
poezii  Search  Agonia.Net  

Reproduction of any materials without our permission is strictly prohibited.
Copyright 1999-2003. Agonia.Net

E-mail | Privacy and publication policy

Top Site-uri Cultura - Join the Cultural Topsites!