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Poezii Românesti - Romanian Poetry

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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 43
prose [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 – 2014)
Compilation: Ãœbersetzungen

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by [Delagiarmata ]

2023-03-24  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Erdbeben, Glaube, Repartition – Teil 2

Vor langer Zeit - erinnerst du dich? - hast du gefragt: „Wo in Bukarest war es wärmer zwischen den Menschen? Es kann nicht sein, dass nur Angst, siedende Stille herrschte. Es kann nicht sein, dass die einen die anderen ein Leben lang mieden.“

Ja, meine Liebe, es gab auch Menschen und Plätze, die damals nicht nahe waren. Die Freunde der Finsternis, die wir vor so viel Hoffnung, die uns die Jugendträume erschütterte, kaum sahen, ja, wir haben in von Geistesoasen geretteter Wärme gelebt.

Langsam öffnen sich die Augen unter den Lidern, langsam, ich schreibe dir auch heute aus meinen Erinnerungen. Auf dem Piața Romană* war es in den 70er Jahren … erträglich! Ein Café mit Terrasse an der Ecke, mit einem komischen Namen, „Turist“, mit einem Innen und einem Außen. Im Winter war es dort wärmer als in den Nachbarhäusern. Es war billig, laut, verraucht, du hast alles erfahren und besonders „Schreibsubjekte“ gefunden, die sogar mit dir am Tisch saßen. Ein komischer Name, sage ich, denn wenige von uns waren echte Touristen, aber hier warst du frei und wähntest dich auf einer Reise … nur wenige Kilometer von zuhause. Die Studenten vom Malen kamen und machten Porträtskizzen.

Dann gab es noch das berühmte Geschäft mit Fleischdelikatessen: Vânătorul*. Mit viel Geld und angespannten Nerven, so lange wie die Straße, in der du in der Schlange wartetest, kaufte Mutter für die Feiertage verschiedene Schinken in kleinen Päckchen, mit eindringlichen Düften von Gräsern, die in den Bergen wuchsen, Fleischarten, die die Sonntagmorgen unter den läutenden Glocken über dem Himmel, der nichts von dem wusste, was unter ihm passierte, veränderten! Und wer sie an Weihnachten und Ostern auftischen konnte, fühlte sich wie redliche Paradiesbewohner, für einige Tage zu den „Händeschüttlern“ gehörend.

Dann waren ein Blumenladen und eine Apotheke, in der man höflich empfangen wurde. Eine Seltenheit in jener Zeit, in einen Laden einzutreten und mit einem Lächeln begrüßt zu werden. Die Apothekerin half Vielen in vielen Situationen, lehnte niemand ab und gab Ratschläge und ersetzte so die Mütter, die, zum Beispiel bei Studenten, in weiter Ferne wohnten. Sie war eine große Frau mit wallenden Gesten und Reden, sie sah die Menschen lächelnd an, ohne sie in gute und schlechte einzuteilen. Ich sollte mich mit ihr befreunden und hatte so auch ein Telefon.

Zoe N. war nach dem Krieg aus Pitești zum Studium in die Hauptstadt gekommen. Sie hatte die Fähigkeit, vorsichtig von den vergangenen Zeiten, mit dieser berechnenden Gnade des Pharmazisten, zu erzählen, ohne sich in dem Gesprächspartner unbekannten Einzelheiten zu verlieren.

Jetzt, wenn wir den Kaffee trinken, suchen wir nicht nach der aromatisierten Bohne … Es gibt sie, aber wir wissen jetzt nicht, was das Aroma eines Tees, einer Kaffeebohne, dort auf dem Boden der feinen Tasse in der Einsamkeit bedeutet. Unvergessen sind die Nachmittage, als wir Kaffee aus den Tässchen tranken, die von der ehemaligen Eigentümerin der Villa stammten, eine verarmten Bojarin, die wie durch ein Wunder in ihrem Haus in der Căderea Bastiliei* sterben konnte, das in den 80er Jahren von der Familie der Frau Zoe N. bewohnt wurde. Die Vila sollte eine Oase für viele Studenten werden, die „die Frau von der Apotheke“ ins Herz geschlossen hatten. Hier konnten wir in jenen Jahren frei sprechen, sie aus der Vergangenheit erzählend und wir Bücher und Ideen tauschend. Die Häuser hatten wie „unbedarft“ den Atem der versunkenen Freiheit in ihren soliden und hohen Wänden bewahrt. An einigen Fenstern hingen noch die abgenutzten und müden Vorhänge, in Friedens- und Wohlstandszeiten aus Paris oder Italien mitgebracht, um das Bukarester Licht durchzusieben.

Nur die Wohlhabenden, angestellt beim Zentralkomitee oder wer weiß wo, konnten ihre Schalosien reparieren und benötigten keine Vorhänge mehr. Manchmal abends, aus der Schule oder vom Astronomischen Institut auf dem Ana-Ipătescu-Boulevard kommend, schauten wir in die hohen Häuser, und ich kann sagen, dass in jenem Bukarester Eck beeindruckende Kristallluster hingen. Ihr Licht war aber spärlich, der Strom wenig, die Glühbirnen ärmlich.

Die Kronleuchter überlebten wie auch die mit unprofessionellen Mauerpinseln überstrichenen Stuckaturen mit Blumen in hellgrünem Aspik oder gelb wie der Friedhofslehm, wie eben der Geschmack derer, die laut, deutlich und nicht selten ungebildet sprechen durften. Heute verstehe ich sie: Sie haben nicht verstanden. Auch wir haben sie nicht akzeptiert, wir haben sie ertragen. Viele, zu viele, von denen, die bis zum Krieg beim Licht der von wirklichen Händen geschliffenen Kristalle lebten, waren Opfer dieser Generationen von Sprechern leerer Worthülsen.

Niemand hat die in den Nächten meiner Kindheit Verschwundenen beweint, als Mutter mir mit ihrer rau behandschuhten Hand Mund und Gesicht bedeckte, dass ich fast erstickt wäre, als ich zum Beispiel wissen wollte, wo Onkel Max ist. Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Ich weiß aber, wie ich gebeutelt und stotternd weinte, als ich einen Handschuh im Mund spürte und die Umklammerung meines Handgelenks von einer zitternden Mutter: „Bitte, schweig. Max ist fortgegangen.“

Sicher habe ich nicht aus Sehnsucht nach einem alten Onkel geweint, ich wollte diese Schokolade von ihm, von einem fremden Weiß der Welt, in die ich eingetreten war, dünn und greifbar für meine Kinderhände und mit einem unbekannt bitteren Geruch … diese Schokolade in Samtpapier, an die meine kleinen und vergesslichen Finger sich gerade im Gottesdienst erinnerten. „Mama, will Max …“

Und als ich dann laut in der Kirche sagte „will Max“, verschwand die Banknachbarin neben uns, eine Tanti mit Dauerwellen, die mit Hilfe einer Stricknadel unter dem Hut hervorlugten. Ich habe bei meiner Taufpatin gesehen, wie sie das bewerkstelligte, und alle Tantis mit einer Stricknadel ein bisschen Breton-Frisur, einige Haarlocken zeigten. Schnellen Schrittes hat die Frau den Gottesdienst verlassen, nicht einmal am Stopp stehen bleibend, der zur damaligen Zeit von einem stattlichen, jungen und weißen Milizmann bewacht wurde. In meiner Kindheit waren in der ganzen Stadt Milizmänner, die wie Marionetten ihre Körperteile dirigierten, dann die Autos, und dabei in ihre Trillerpfeifen bliesen, dass selbst die Vögel auf den Drähten, die sich wie ein Spinnennetz zwischen uns und dem Himmel ausdehnten, erschraken.

„Siehst du, wir müssen auch …“ Und siehe, so sind auch wir weggegangen. Mutter brummte durch den ganzen Cișmigiu vor sich hin, dass ich die Messe gestört habe und diese Tanti gegangen ist, um mich anzuzeigen, weil ich im Gottesdienstes geredet habe. Ich habe Mutter noch nie erschrocken gesehen. Nichts wird sie erschrecken, aber warum eine Tanti mit Locken, es fertig brachte, Mutter im Verborgenen zum Zittern zu bringen, habe ich nicht verstanden.

„Siehst du, sie wird das melden und es werden Herren in Autos zu uns nach Hause kommen, dann wirst du den Skandal mit Vati sehen!“
„Ich will Max“, sagte ich weinend, wenn ich mich gut erinnere, und fügte stotternd hinzu: „Ich glaube nicht, dass jemand mit dem Auto zu uns kommt, nur weil ich geredet habe. Es haben auch andere in der Kirche geredet.“
„Aber nicht über Max haben sie geredet. Max ist tot.“
Hier bekam die Zeit einen Riss zwischen mir und Mutter in diesem Vorwurf.
„So, dass auch du es weißt, er ist tot, ganz tot …“
Und weil er jetzt tot ist, darf ich nicht weinen, flüsterte Mutter und verlangsamte den Schritt, als sie sah, wie ich im Schotter strauchelte. Atmung, Gedanken voller Schokolade und Tod.

Der Tod schien mir hier zu Hause. Hier wohnte er also, im Cișmigiu, im ärmlichen Käfig der Wölfe und Bären, die, erblindet zwischen den Gitterstäben vom Schatten der zu dicht stehenden Bäume, ausgehungert und nur Freund mit ihm sind, dem Tod? (Beim Durchschreiten dieses Parks habe ich mehr und mehr von ihm erfahren, dem unsichtbaren Tod, der einige mitnahm, die ich für unsterblich hielt, und so immer größere Kreise der Leere um mich zog, eine Leere, die nachher mit ungeschlacht grinsenden Marionetten des über Nacht Siegreichen gefüllt wurde.) Seit damals, glaube ich, habe ich immer öfter beim Durchqueren des Cișmigiu-Parks mit Mutter geschwiegen. Sie hat mir eines Tages eine jener feinen und dünnen und weißen Schokoladen gebracht, wie damals die von Onkel Max waren. Ich habe sie nicht berührt. Ich habe sie angeschaut und im Schrank versteckt, nach vielen Jahren kam sie zum Vorschein. Sie war durchlöchert von der Zeit und den fleißigen Motten, alles verbreitete eine Auslandsbrise, ein Papier, das mir die Hitze in den Körper trieb.

In jenen Häusern in den Vierteln Dorobanților, Dacia, Grădina Icoanei lebten die Alten nur in Angst. Mikrofone mit Telefonen, Buben von „oben“ angewiesen, hier in Miete zu wohnen, um dann rechtmäßige Besitzer zu werden ... Der neue Mensch, eine neue bepinselte Generation mit dem Anschein des Bojarentums, die die Alten bis zum Friedhof Belu begleiteten, um sicher zu sein, dass man sie los hatte.

Eh, Zozo oder Frau Zoe N., die sympathische und freigiebige Apothekerin vom Romană-Platz, musste auch den Austausch ihres Telefons hinnehmen. „Vai* Hanne, es tut mir so leid um mein Telefon mit Drehscheibe, du hast gedreht, aber hattest Verbindung. Warum brauch ich, da schau her, direkte Linie mit dem Ausland ... ? Wir haben kein Geld für eine wirkliche Glühbirne und sie geben uns eine direkte Linie!“

Die schwarzen, schweren Telefongeräte, wenn sie dir auf den Fuß gefallen wären, hätten sie bestimmt Spuren hinterlassen; sie waren stabil, mit großen Ziffern, die von feinen Frauenfingern betätigt werden konnten, während andere die Nummern mit dem Bleistift wählten, in Mangel eines Zeigefingers, der in die Ziffereinbuchtungen passte.

Sie, die schweren Telefone, waren von Individuen in Hemden, geruchlosen Baumwollwesten und leise sprechend gesammelt worden. „Die Flüsterer“ nannten wir sie im Scherz, Menschen mit diffusen Blicken. Ich habe sie nach dem Erdbeben in vielen Häusern angetroffen. Dieselben Gesten, die gleichen Worte, sie entkuppelten, zogen die Zügel straff an, registrierten alles – Aufnahmegeräte in Menschengestalt.

Seit damals ist aus dem Kabel und unserem Leben die „gedrosselte Frauenstimme“, für die alle Ortschaften der Welt gleich geklungen haben, die jahrzehntelang dort aus dem Dunkel ihrer unsichtbaren Welt die Verbindung zwischen uns herstellte, die „Zentralistin“, eine Art Verwandte von uns allen, deren gute Laune den Gesprächsverlauf beeinflussen konnte, verschwunden. Sie wurde ersetzt von einem unendlichen Ton, er wurde oft unterbrochen, verhinderte stundenlang jede Verbindung, kostete ein Vermögen. Nachts waren die Anrufe billiger, aber die im Ausland schliefen in der Nacht und waren auch nicht so redebesessen wie die Rumänen.

Die im Ausland gingen zur Arbeit, hatten Licht und warmes Wasser, so hatten sie kein Gesprächsthema. Und wenn es dir gelang, einen aufzuwecken, um ihm zu sagen, wie schlecht es hier ist, hörtest du ein Gähnen, eine Entschuldigung und die Bemerkung: „Komm Liebling, wir reden morgen … was, waaas sagst du … also wie habt Ihr keinen Strom? … Also, ist es nicht zwei in der Nacht? … Geh leg dich schlafen … Waaas, jetzt ist euch auch noch kalt? … Heh, jetzt ist euch auch noch kalt … Habt Ihr keine Decken? …“
Und wieder vernahm man ein Gähnen, und der Mann aus der Fremde bemühte sich um Höflichkeit: „Komm Liebling, wir klären das … Na weißt du nicht, oh weh, oh weh, ich habe doch gesagt, dass wir das regeln, ich habe euch ein Packet mit Kaffee geschickt, ja, Kaffee und einige Tafeln gelöcherter Schokolade, die euch bis zu den Feiertagen reicht.

Ja, die Päckchen, die, welche sie bekamen, „streckten“ sie bis zu den Feiertagen. Eigentlich wusste jeder, es gab zwei Feiertage im Jahr: Weihnachten und Ostern, die im Schatten der Gesellschaft gefeiert wurden, alle feierten wir sie, auch so verboten, wie sie waren. Aber wie solltest du mit zwei, drei Päckchen im Jahr leben, und tagsüber ohne Wasser, Heizung, Strom und besonders ohne Hoffnung weitere hundert Tage im Jahr? Sie, die einst unsere Verwandten und Freunde waren, verstanden das nicht ganz. Ein Hoffnungspacket gab es nie. In all den Kilos Kaffee, Schokolade und Strümpfe hat niemand ein Kilogramm Hoffnung gefunden.

Die Armut ohne Geruch und Farbe begann uns zu belauern wie die Hyänen das Aas. Viele begannen nach 77 nicht mehr den Freunden zu ähneln, die ich kannte. „Das Phänomen 77“ würde ich beim Wunsch nach einer Katalogisierung, einer Zeitinventur, benennen als: die Zeit der Beziehungen, der Preise, eine Liste der gesellschaftlichen Werte vor und nach dem Erdbeben. Die Generation, die sich nach 77 auf den Weg gemacht hat, wollte eine andere sein, sie musste bloß „Mikrofone“ überwinden, Preise, namenlose Systeme. Das sind Geschichten, die Rahovas Grenzen überschreiten

Lange Zeit nach dem Bukarester Erdbeben stand der Herrgott auf seinem Altar, flüsterte langsam und diffus von oben aus der Kanzel einige Gleichnisse, gelesen von dem Priester Ambrosi mit Tränen in den Augen. Viele Jahre später sollte ich erfahren, dass es keine Tränen der Trauer waren, sondern die einer großen, dem Alkohol geschuldeten Qual.

Die Historie scheint kurz zu sein, wenn sie sich allein in den von Jalousien und Zeitfalten umrahmten Gedanken entfaltet, jene zwischen Muschkateln und Oleander. Und jetzt, weil du sie kennen willst, ist sie ein Brunnen, der seinen Sinn zwischen den Felsen des Sommers gefunden hat.


[aus dem Rumänischen von Anton Potche]


*Worterklärungen
- Piața Romană = Römischer Platz (Bukarest)
- Vânătorul = der Jäger
- Căderea Bastiliei = Fall der Bastille (Straße in Bukarest)
- Vai (lesen: Wai) = rumänischer Klageruf

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