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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-04-08 | [This text should be read in deutsch] | Seit Jahren Seit Jahren bist du mein Begleiter. Ich hab dich satt, du bist gemein, Du treibst mich immer, immer weiter. Bleibst du konstant, so ist das GlĂĽck, Meist bist du penetrant. Du hältst mich fest, du lässt nicht los, Du hältst mich in der Hand. Ich lieg im Bett, bei Tag und Nacht, Daran bist du nur Schuld. Ich mag dich nicht, du Parasit! Du raubst mir die Geduld, Trotzdem hab ich dich akzeptiert. Man muss flexibel sein. Ich reime, bis ich mĂĽde bin, Dann schlaf ich besser ein. Ich bin nicht Goethe, heiß’ nicht Schiller, Ich heiĂźe einfach Irmgard MĂĽller. * * * Es gibt Menschen, die an Tagen, an denen sich kein Wölkchen vor die Sonne traut, an denen das Leben aufersteht und der rastlose Zeitgeistsklave Mensch ĂĽber die Autobahnen rast, während zu gleicher Zeit Priester in festlichen Gewändern aus der sprudelnden Quelle des Osterfestes unsere abendländische Daseinsberechtigung schöpfen, in versteinerten KörperhĂĽllen gefangen sind. Heute ist so ein Tag und eine Stimme aus dem CD-Gerät veranlasst mich, nach dem Geist in der Reglosigkeit zu fragen. Die Stimme klingt sanft. Sie liest. Gedichte. Ohne Pathos kommen die Verse daher, schwebend auf getragenen Melodien. Eva Jauch hat ihre Stimme Irmgard MĂĽller geliehen, zum Sprechen der eigenen Gedichte. Ja, zum Sprechen. Das ist mehr als nach kĂĽnstlerischen MaĂźstäben einzuordnendes Rezitieren. Der rumänische Dichter Cassian Maria Spiridon sagt in einem Interview mit der Zeitschrift ADEVĂRUL LITERAR & ARTISTIC (Nr. 864, 28. März 2007): „Ich glaube, nach hegelianischer Linie, dass das Gedicht die höchste Ausdrucksform des Geistes ist und das wir durch das Gedicht die Möglichkeit haben, ein Fenster zu öffnen, durch das wir unsere Seele sehen können, durch das wir Zugang zu unserer Intimität haben. Und, was wichtiger ist, dort können wir Gott begegnen. Wahrscheinlich werden wir mit der Zeit nur Gedichte und Gebete lesen. Nun, wir wissen es alle, das Gedicht wurde zuerst als Gebet geboren...“ Der Anlass war eigentlich völlig unpassend, als Eva Jauch mir vor gut einem halben Jahr von dieser geistigen Macht des Gedichtes sprach. Sie war kurz nach Mitternacht in einer fröhlich lärmenden Gesellschaft aufgetaucht und erzählte mir von ihrem Projekt, Gedichte einer an Multiple Sklerose erkrankten Frau aufzunehmen, quasi ein Hörbuch zu erstellen. Erst jetzt kann ich die vor allem menschliche Dimension dieses Vorhabens einordnen, jetzt wo Eva Jauch mir mit einer auf der Geigenmelodie einer Haydn-Serenade schwebenden Stimme von der Frau erzählt, die diese Gedichte verfasste, als sie noch schreiben, dann noch sprechen und letztendlich noch andeuten konnte. „Mit 26 Jahren machen sich die ersten Zeichen ihrer Krankheit bemerkbar, mit 37 Jahren sitzt sie im Rollstuhl und mit 51 Jahren kommt sie ins DRK Alten- und Pflegeheim ihrer Heimatstadt, wo sie auch heute noch lebt, bewegungslos, durch Krankheit ans Bett gefesselt – und das seit mehr als 20 Jahren – Irmgard MĂĽller, am 01.04.1931 in Worms geboren – fĂĽr sie der schönste Ort auf dieser Welt.“ Man lauscht hinein: „Der FrĂĽhling will kommen, Es grĂĽnt und blĂĽht, Einmal möchte ich ein Vogel sein, Ich liege auf einer Wolke“. Und man spĂĽrt, wie die Macht der Poesie das Körperliche ĂĽberwindet, wie der Geist die GefĂĽhlswelten der Kreativen – sowohl Dichterin als auch Sprecherin - und jene der lauschenden NutznieĂźer in einen Hort des Langsamerwerdens und letztendlich Zuruhekommens verwandelt. Und wie könnte man das Verhältnis zwischen den zwei Protagonisten dieser CD, Dichterin und Rezitatorin, einordnen? Das gäbe bestimmt Stoff fĂĽr einen ausfĂĽhrlichen Essay her. Mit einem Satz könnte uns vielleicht Nikolaus Lenau weiterhelfen: „Meine sämtlichen Schriften sind, da ich fĂĽr Taten keinen Raum finde, mein sämtliches Leben.“ Eva Jauch und Irmgard MĂĽller sind sich in der Welt des Geistes begegnet. Es war eine fruchtbare Begegnung, die vor allem Letztere in ihrer Suche nach einem Sinn des Lebens bestärkt hat. * * * Meine Devise Da halt’ ich mich dran. Wie’s da drinnen aussieht, Geht niemand was an. Wem sollte ich mein Leid auch klagen, Wenn alle selber Sorgen haben? Jeder trägt sein Päckchen, Mal ist es groĂź, mal ist es klein. Wenn es uns auch nicht gefällt, Es wird schon das Rechte sein. * * * Eva Jauch hat fĂĽr diese CD-Produktion, den Hertie-Preis fĂĽr Engagement und Selbsthilfe, dotiert mit 7.500 Euro, bekommen, „bekam [doch so] Frau MĂĽller die Möglichkeit, ihre Werke anzuhören, wann immer sie wollte“. (Pressemitteilung der Hertie-Stiftung) Irmgard MĂĽller: Licht in der Nacht – CD; Rezitation, Idee, Musikauswahl: Eva Jauch; Produktion: DMSG Rheinland-Pfalz, HindenburgstraĂźe 32, 55118 Mainz, Tel.: 06131/604704 (www.dmsg.de/rlp; [email protected]); Preis: 11,45 € (mit Versand) (Die Gedichte wurden nach der CD transkribiert.)
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