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(Politische) Kindheitserinnerungen - von Valentin Tascu [valentintascu ] (1944 – 2008) - Folge 8
prose [ ]
Rumänien – Ungarn, Gleichstand (zwischen 1954 und 1956)
Compilation: Übersetzungen

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by [Delagiarmata ]

2009-02-19  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Auch wenn im Süden des Landes das Echo der ungarischen Oktoberereignisse (23., heute Nationalfeiertag) des Jahres 1956 schwächer war, verdienen diese es nach dem Verstreichen eines halben Jahrhunderts, erwähnt zu werden. Ich werde mich dazu meiner eigenen Erinnerungen bedienen, obwohl ich zu jener Zeit noch ein Kind war, aber schon mit einer gewissen Urteilskraft.

Zwei Jahre zuvor, 1954, lebte ich in einem Cluj, in dem die ungarische Bevölkerung einen zahlenmäßigen Überhang hatte, nur sehr klein, aber sichtbar. Ich vermutete eine gewisse Feindseligkeit zwischen den Volksgruppen, besonders weil ich im vorwiegend eisenbahner- und rumänischgeprägten Viertel Gruia wohnte und, um zur Schule zu kommen, eine fast ausschließlich ungarische Zone (die Straßen Emil Racoviță, ehemals Elisabeta, also Erzsebet utca, oder Crişan) durchqueren musste. Da in jener Zeit das Kriegschaos noch nachwirkte, teilten die Kinder und Jugendlichen sich in „Cliquen“ auf, die ziemlich schwer von der „jungen“ Proletariermiliz, auch mit dem systematischen Vernichten der „bürgerlich-gutsherrlichen“ Intellektualität beschäftigt, zu kontrollieren waren. Es brachen Scharmützel und Schlägereien aus, wenn Rumänen durch die ungarische Zone kamen, in der Regel ohne schwerwiegende Folgen, mehr mit Haiduckencharakter*, aber doch spürbar von den ethnischen Zugehörigkeiten geprägt. Die „Matchs“ endeten gewöhnlich „unentschieden“, jede „Mannschaft“ sich mit dem Sieg brüstend. Das Komische war, dass wir unsere Feindseligkeiten nur dann überwanden – eigentlich ziemlich oft -, wenn es galt, zwei Straßenfußballmannschaften zusammenzustellen, meist mit Fetzen- oder im besten Fall mit Gummibällen; wir stellten die Mannschaften mehr nach Können und Straßenzugehörigkeit als nach Ethnien zusammen, uns so ohne jegliche Ressentiments vermischend. Ich glaube, damals wie auch heute waren wir mehr manipuliert als überzeugt von national-chauvinistischen und irredentistischen Ideen. Von Trianon* hatten wir gar nicht gehört und es interessierte uns auch nicht.

Im gleichen Jahr 1954, weil die Sprache doch auf den runden Ball kam, fand eine wirkliche Meisterschaft statt, bei der auch Ungarn teilnahm, und zwar die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz. Die Mannschaft „des benachbarten und befreundeten Landes“, wie man uns bei der Pioniergruppe beibrachte, hatte eine außergewöhnlich hohe Qualität und schlug alles, was sich in den Arenen bewegte. Zuvor hatte sie England auswärts abgefertigt (6:3, die erste Niederlage Albions im Wembley nach etwa 90 Jahren) und in Budapest mit 7:1 weggefegt. Sie hatte berühmte Spieler, an die ich mich noch erinnere: Puskás, Kocsis, Hidekuti, Lantos, den genialen Torhüter Grosics, die ersten drei sogar das „goldene Triplett“ des Weltfußballs bildend, eine infernale Tormaschine, die die Tribünen zum Kochen brachte. Meistens fuhren die Ungarn den Sieg in den ersten 10 Spielminuten ein, wie in einem „Blitzkrieg“ (waren sie doch mal Hortysten-Hitleristen) zwei, drei Tore schießend und die „Feinde“ zum Schweigen bringend. Unsere Nationalmannschaft traute sich gar nicht, sich den ungestümen Honvedern (die meisten kamen aus der Armeemannschaft Honved Budapest) zu nähern. In der Schweiz hat das Szenarium einwandfrei funktioniert, wo die Ungarn in der Gruppe die gute Mannschaft der B.R.D. mit 8:3 deklassierte und mit astronomischen Ergebnissen reihenweise auch die Türkei, Österreich und Uruguay, den Weltmeister en titre, schlug. Durch das Spiel der Tabellenmöglichkeiten gelangte die gleiche deutsche Mannschaft, die in der Vorrunde von Ungarn so leicht geschlagen wurde, ins Finale. Alle Spiele verfolgten wir am Radio und waren entsetzt, Kinder wie Eltern, ob des Triumphes Jener, die wir geheim oder offen befehdeten, wie man’s halt nimmt. Wir Kinder gingen in jenen Tagen ängstlich durch die gegnerischen Viertel, befürchtend, dass die Auseinandersetzung sich aus der Schweiz nach Gruia verlagern könnte. Es hatte sich trotzdem ein eigentümlicher Waffenstillstand zwischen den Cliquen installiert, aber während dem die magyarischen Jünglinge uns mit einem überheblichen Lächeln von hinter den eisengeschmiedeten Zäunen ihrer luxuriösen Villen aus der Erzsebet utca* betrachteten und wir verschämt einherschritten, so als ob tatsächlich die Mannschaft Rumäniens windelweich geschlagen worden wäre.

Und es kam das große Finale. Die Ungarn - die aus ihrem Land, aber noch ärger die aus unserem Land - hatten sich feiertagsmäßig vorbereitet, rumänischen Champagner auf Eis gestellt, die Braten zubereitet, die Radioapparate in die Fenstern gestellt, so als ob sie uns zwingen wollten, ihre Glorienfanfaren mitanzuhören. Es begann wie’s im Buch steht: In weniger als 10 Minuten führte Ungarn mit 2:0, im Geschrei des Speakers Gyula Sepesi, den ich wirklich hasste, besonders weil ich den Eindruck hatte, dass er, während er die Mannschaft der Honveder mit seiner ungarischen Sprache zum Torerfolg trug, sich an uns wendete, die Rumänen und nicht die Ungarn. Die erste Halbzeit endete mit diesem Ergebnis, das klar den Untergang Westdeutschlands andeutete. Dort in der Schweiz hatten die Ungarn – das erfuhr ich später - schon die Eingravierung ihrer Namen auf die Goldmedaillen bestellt. Nach der Pause geschah das Wunder: Ziemlich schnell aktivierte ein wiederauferstandenes Deutschland das Paar der Gebrüder Fritz und Ottmar Walter und glich ziemlich schnell aus, was zu einem merklichen Dezibelabfall in Sepesis Stimme führte. Und beim 2:3 übte der Prahlhans sich in Todesschweigen. Hingegen brachen aus unseren vor Stolz geschwellten Brüsten Siegesschreie, als hätten wir gesiegt und nicht die Deutschen. Zum Schluss konnten wir beobachten, wie die Ungarn, denen es nicht zu glauben kam, ihre in den Fenstern installierten Radios schlicht und einfach auf die Straße warfen. Hilfloses Weinen, seelische Zusammenbrüche, Scheidungen, Infarkte – im gegnerischen Lager. Gleichzeitig - obwohl nicht vorgesehen, denn am Sieg Ungarns zweifelte niemand - kleideten meine Eltern sich elegant und gingen ins Restaurant, wo sie ohne vorherige Absprache sehr viele „glückliche Rumänen“ trafen und den Champagner tranken, der für die magyarischen Mitbürger bereitgestellt war (die alle ihre Fenstervorhänge zugezogen hatten). Mutter hatte einen zusätzlichen Grund zur Freude, denn als sie 15 Jahre alt war, 1940, beim Verzicht auf den Norden Ardeals*, musste sie aus Cluj flüchten, nachts über den Feleac*, der die provisorische Grenze darstellte, denn sie wurde von der neuen magyarischen Administration, mit der sie in Patriotismuskonflikt geriet, mit dem Tode bedroht und das hat sie ihnen nie verziehen.

Also rumänischer Sieg auf ganzer Linie, verursacht von einem banalen Fußballspiel zwischen zwei Ländern, zu denen unseres nicht gehörte - eine Art Chauvinismus mit Billardeffekt, tragisch und komisch zugleich, nach dem Prinzip, wenn schon wir sie nicht geschlagen haben, haben wenigstens andere sie geschlagen.

* * *

Gut zwei Jahre nach diesem Ereignis, ich war ein schon bisschen größerer Schüler, erschütterte uns eine Nachricht, die von den zentralen und besonders lokalen Zeitungen (“Făclia”) in einem demokratischen Geist, der später dann aber schnell verschwand, kommentiert wurde. Seitenlange Kommentare, oft vorwiegend informativ und weniger interpretiert (noch waren nicht alle talentierten Journalisten eingesperrt), versehen mit reichlich Fotomaterial von furchtbaren Bildern: an Laternenmasten mit dem Kopf nach unten aufgeknüpfte Parteifunktionäre, niedergemetzelte Volkspolizisten, eingeschüchterte und aufgebrachte Volksmassen und danach Panzer, die in die schönen Budapester Gebäude schossen usw. Es war die so genannte „Konterrevolution“ in Ungarn vom Oktober 1956. Absolut spontan hat die Clujer Bevölkerung, aber auch die aus dem Land, die nationalistischen Ressentiments mit dem Schwamm weggewischt und sich mit Groß und Klein auf die Seite der Ungarn geschlagen, eine reale, wenn auch nur geflüsterte, Bewunderung bekundend. Was war passiert? Alle nahmen an, obwohl davon nichts in der Presse erwähnt wurde, dass die Unruhen im Nachbarland sich gegen die Sowjets richteten, die Ungarn besetzt hatten, aber auch Rumänien noch beherrschten. Es interessierte nicht so sehr der antikommunistische Kampf, sondern der antisowjetische, der uns durch die anfänglichen Siege der Ungarn den Eindruck vermittelte, dass der Russe nicht wirklich unbesiegbar war. Woher stammte diese Reaktion in einer Zeit, in der der Schatten des toten Stalin noch sehr stark war und seine übergroßen Statuen und Bilder noch nicht gestürzt waren? Also, eben darum: Wir waren, noch Kinder, vom quälenden Personenkult angewidert und auch von der Tatsache, dass wir täglich morgens in der Klasse nicht nur die Hymne der R.P.R.*, sondern auch die der UdSSR singen mussten, dass wir die russische Sprache um jeden Preis, sogar „singend“, lernen mussten. Mein Gott, besonders dieses letzte Übel brachte uns alle dazu, diese Sprache zu hassen, von der wir nicht wussten, dass sie nicht nur die „Väterchens“ und der Besatzungssoldaten, sondern auch die Tolstois, Čechovs und Dostoevskijs war. Schlimm genug, dass wir unser Gedächtnis nicht mit dem Lernen des russischen Wortschatzes belasten wollten. Das war schlecht, denn es würde überhaupt nicht schaden, wenn wir auch heute anständig Russisch könnten.

Ich mache eine Klammer: Vor genau zwei Jahren, bei meiner Rückkehr aus China, wo mich die Rumänische Akademie (bei der ich damals arbeitete) für Dokumentationsarbeiten hingeschickt hatte, musste ich feststellen, wie hilfreich die wenigen russischen Worte für mich waren, die mir aus den acht Jahren Russischunterricht zu je sechs Wochenstunden geblieben sind. Am Pekinger Flughafen sollte ich eine Maschine der Aeroflot nach Bukarest mit Zwischenlandung in Moskau besteigen. Beim Einchecken stellte ich fest, dass mein Gepäck das zugelassene und auf der Flugkarte vermerkte Gewicht um 17 kg überschritt (ich wusste von mehr erlaubtem Gewicht) und die chinesische Zollbeamtin sagte mir kurz, dass ich 170 Euro zu zahlen hätte. Klar, ich hatte nur noch ein paar Euro bei mir, eine Reserve für die Zwischenlandung auf dem Moskauer Flughafen Scheremiatov; der Rest war in den voluminösen Gepäckstücken voller chinesischer Waren, die dort drei-, viermal billiger waren als in Rumänien, verstaut. Vergeblich habe ich immer wieder versucht, die zierliche Funktionärin zu überzeugen, mich durchzulassen, sie blieb versteinert wie die Chinesische Mauer. Ich hatte den Zugang blockiert und die Zeit verging. Als das Frauchen meine Verzweiflung sah, aber noch mehr von der hervorgerufenen Blockade gestört, zeigte sie mir an einem anderen Eingang einen Mann und riet mir, mich an ihn zu wenden, da er der Chef der russischen Gesellschaft Aeroflot sei. Ängstlich ging ich auf ihn zu, mir die Sätze in Englisch zurechtlegend, wartete doch im Falle eines Scheiterns eine einwöchige Verspätung auf mich, also eine immense Ausgabe, die von der Akademie nicht mehr getragen werden konnte. Als ich in seine Nähe kam und merkte, dass er in bester russischer Tradition nach Wodka roch, kamen mir spontan einige russische Wörter in den Sinn, die ich seit fast 50 Jahren nicht mehr benutzt hatte, und sprach ihn in der Sprache Lermontovs, des Romantikers, an, mit zitternder Stimme beklagend, dass ich kein Geld mehr hätte, aus Rumänien käme, dass es ein Drama wäre, nicht ihn dieses Flugzeig steigen zu können und anderes mehr, woraufhin dem Russen die Leber vor lauter Nationalstolz anschwoll und er, beeindruckt von meinem Bemühen, meine Klagen in seiner Sprache vorzubringen, mir mit einem generösen Lächeln entgegen kam und mich mit meinem ganzen Krempel durchließ, obwohl ich angedeutet hatte, dass ich auf einige schwere Dinge verzichten könnte: „Nicevo, gaspadin, nicevo, idiote,“ - das hieß, gehen sie, und nicht, Idiot, wie es normal wäre – „vseo, vseo“, also alles. So wäre ich ohne die aus Liebe zu Väterchen gelernte Sprache ein beinahe verlorener Mensch in der schwarzen Unendlichkeit des unendlichen Chinas gewesen.

Aber ich komme zurück zum Jahr 1956. Ich weiß nicht, wie es bei anderen war, aber mir wurde zu Hause eine klar antisowjetische Erziehung zuteil, man erzählte mir von den Verbrechen zur Zeit Stalins, ich war also ein echter Reaktionär. Aber auch meine anderen Kollegen dachten so ähnlich, ganz gleich wie sie instruiert wurden, nur wenige Aktivistensprösslinge hätten vielleicht anders reagiert, aber sie trauten sich nicht, als sie sahen, wie wir anderen die inkriminierten Ereignisse mit Bewunderung sowie Anteilnahme und nicht mit proletarischem Aufbegehren behandelten. Oder vielleicht hegten sie im Geheimen die gleichen Gefühle, wenn wir uns bloß erinnern, dass zum Beispiel an Weihnachten die tüchtigen Aktivisten, die als Atheisten posierten, an Heilig Abend einen Tannenbaum hatten, der bis Neu Jahr auf dem Balkon blieb, für Väterchen Frost, während ein anderer, natürlich mehr im Verborgenen, für den Weihnachtsmann aufgestellt war. So also hatte sich ein Einvernehmen zwischen den Rumänen eingestellt, das im Einklang mit dem natürlichen Empfinden der Ungarn lag. Dann folgten die Unterdrückungsmaßnahmen, denen zahlreiche rumänische Studenten zum Opfer fielen, natürlich auch ungarische, die verbrüdert für die revolutionären Bewegungen vom Oktober und November 1956 demonstriert hatten. Keine Spur von Fremdenfeindlichkeit, wie man es erwarten hätte können, dass die Rumänen sich gefreut hätten, als die Truppen des Warschauer Pakts, unter ihnen auch die Rumäniens, mit Kanonen in die ungarischen Kämpfer schossen. Offenkundig, wir empfanden auch damals, dass der Westen den Osten verraten hatte, wie es auch mit dem rumänischen Widerstand in den Bergen geschehen war, der unter den gleichgültigen Blicken der Amerikaner vernichtet wurde, die immer wieder versprochen hatten zu kommen, es aber nie taten.

Andererseits wurde die Figur des gewesenen Generalsekretärs Imre Nagy, der die antisowjetische Bewegung anführte, statt verschmäht, selbst von uns 12-Jährigen als ein Held und Märtyrer gesehen. Ich habe erst spät, nach Jahren, erfahren, dass er nach Rumänien gebracht und in Arad hingerichtet wurde und dafür schämte ich mich. Gerade heuer, zum Februarende, habe ich Budapest nach vielen Jahren wieder gesehen und verweilte für einige Gedenkminuten am Ehrengrab mit den Gebeinen des aus Rumänien zurückgebrachten Märtyrers.

Heute werden die 50 Jahre zurückliegenden Ereignisse gewürdigt, gelten sie doch neben den Bewegungen jener Zeit in Polen als Referenzpunkte im Kampf der Völker aus dem Osten, um die sowjetische Tyrannei loszuwerden - als Erstes und als Zweites den Kommunismus.

Viele Rumänen, die damals Partei ergriffen, hatten zu leiden. Studenten aus Timişoara, Cluj, Bucureşti, Braşov und Iaşi wurden verhaftet und zu Jahren Zuchthaus verurteilt. Zu den markanten Figuren, die diese Unterdrückungsmaßnahmen erlitten, zählen Ştefan Augustin Doinaş, Al. Ivasiuc, Paul Goma, Constantin Ticu Dumitrescu, Alexandru Zub. Aber auch im ruralen Raum fanden spontane Aktionen statt. Die Historiker Mihai Retegan und Florin Şperlea haben 644 Fälle registriert, unter ihnen einen ganz besonderen: Leutnant Tudor Mărgineanu aus Prundu Bârgăului, der mit seiner Panzereinheit nach Gherla aufgebrochen war, um die Gefangenen zu befreien, wurde verurteilt und hingerichtet. Das sind Gründe, die mich zur Unterstützung eines interessanten Aufrufs des ungarischen Schriftstellers David Gyula aus Cluj bewegen: „Uns auf die Ergebnisse – nur unvollständig – der Untersuchung stützend, können wir festhalten, dass das Jahr 1956 eigentlich einen ganzen Komplex von Phänomenen markiert, die in ganz Rumänien großen Widerhall fanden. Die Fünfzigjahrfeiern, die 2006 stattfinden, sind auch für die Rumänen ein Anlass zum Gedenken. [...] Darum muss die Kommemoration eine gemeinsame Aktion sein, bei der Rumänen und Magyaren aus unserem Land zusammenstehen und sich eines Moments unserer gemeinsamen Geschichte erinnern.“ (aus Almanah literar 2006, editiert vom Rumänischen Schriftstellerverband, Filiale Cluj, S. 169).

Solche Augenblicke der Aussetzung ethnischer Konfliktsituationen (Nullspiele) gab es öfters: 1848, in der Anfangszeit des revolutionären Begeisterung, in den ersten Tagen der Dezemberrevolution von 1989 usw. Warum eigentlich wedelt ein Teufel von Zeit zu Zeit - gerade dann, wenn wir glauben, Freunde sein zu können - mit dem Schwanz und zerstört das Aufgebaute. Ob vielleicht bei unserem Eintritt in die Europäische Gemeinschaft eben der Teufel der Verblüffteste sein wird, nicht mehr wissend was er ist, Rumäne oder Ungare? Nullspiel!

[Übersetzt von Anton Potche]


Worterklärungen*:
-Haiduck = Freischärler, gegen die Bojaren kämpfender Räuber (in der rumänischen Literatur meist als Freiheitskämpfer stilisiert)
- Trianon = 4. Juni 1920 - Friedensvertrag von Trianon, Nordsiebenbürgen mit der Stadt Cluj/Klausenburg wird offiziell Teil Rumäniens
- utca (ungarisch) = Straße
- Verzicht auf den Norden Ardeals* = am 30. August 1940 musste Rumänien im so genannten „Wiener Diktat“ den Norden Siebenbürgens (rum. Transilvania oder Ardeal) an Ungarn abtreten
- Feleac = ein Hügel, Höhe 744 m; bei 711 m liegt das Dorf Feleacu, deutsch Fleck
- R.P.R. (Republica Populară Română) = R.V.R. (Rumänische Volksrepublik)



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